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Pressemitteilung des djb vom 22.9.2017
Am 21.9. startete der 42. Bundeskongress "Reproduktive Rechte" Deutschen Juristinnenbunds e.V. (djb) im Neuen Schloss Stuttgart. Dass der djb damit ein topaktuelles Thema besetzt und interdisziplinär diskutiert, wurde in den Grußworten von Vertreterinnen und Vertretern aus Landes- und Bundespolitik ebenso gewürdigt wie die Verdienste des Verbands für die Gleichstellung von Frauen.
Für tatsächliches „halbe-halbe“ sorgen
Ramona Pisal, Präsidentin des djb, hob in ihrer Eröffnungsrede hervor, dass Frauen und Männer von den Auswirkungen erlassener Gesetze, politischer Entscheidungen und rechtlicher Grundsatzurteile fast immer in verschiedener Weise und unterschiedlich stark betroffen seien. Es gebe keine geschlechtsneutrale Lebenswirklichkeit. „Umso wichtiger ist ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern im Bundestag, in der Regierung, bei den obersten Bundesgerichten. Angesichts der Bevölkerungsstruktur kann das nur bedeuten: halbe-halbe", so Pisal.
Auch der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz, Christian Lange MdB betonte: "Für die tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter zu sorgen, das ist keine feministische Ideologie oder ein »Gender-Wahn«, sondern das ist die Erfüllung eines Verfassungsauftrages, der seit mehr als 20 Jahren in Artikel 3 unseres Grundgesetzes steht."
Veranstaltung knüpft an familienrechtliche Diskussion an
Der Minister der Justiz und für Europa des Landes Baden-Württemberg Guido Wolf MdL stellte die Themenauswahl in den Vordergrund: "Mit Ihrem Thema beschäftigen Sie sich mit rechtwissenschaftlich höchst spannenden und politisch brandaktuellen Fragen. Die Rechtspolitik in Deutschland ringt seit langem mit vielfältigen familienrechtlichen Herausforderungen. An diese Diskussionen knüpfen Sie an und heben Sie auf eine höhere Abstraktionsebene des Verfassungsrechts und der Menschenrechte. Wir wollen und dürfen uns es nicht zu leicht machen, wenn wir auf diesem weiten Feld nach Antworten suchen."
"Die größte Herausforderung, die vor dem deutschen Familienrecht liegt, besteht darin, eine immer stärker ausdifferenzierte Gesellschaft abzubilden", so Renate Künast MdB, Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Recht und Verbraucherschutz, Bundesministerin a.D.. "Zudem dehnt in der Fortpflanzungsmedizin eine Spirale von Angebot und Nachfrage biologische und auch ethische Grenzen immer weiter. Die Politik hinkt allerdings mit Regulierungen hinterher. Gleichzeitig ist der konservative Widerstand gegen Selbstbestimmung, Geschlechtergleichheit und Vielfalt auf dem Vormarsch. Wir müssen uns einerseits den neuen Herausforderungen stellen und andererseits erkämpfte Rechte und Freiheiten verteidigen" gab Künast zu bedenken.
Reproduktive Rechte sind Frauen- und Menschenrechte
Isabel Fezer, Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Stuttgart, Referat Jugend und Bildung machte deutlich: "Reproduktive Rechte sind Frauenrechte und damit Menschenrechte. Ihr Schutz ist Voraussetzung dafür, dass Frauen und Mädchen selbstbestimmt und in Verantwortung für sich und ihre Familien leben können." Den Festvortrag auf der Eröffnungsfeier hielt Bettina Limperg, Präsidentin des Bundesgerichtshofs. Sie unterstrich: "Die Ergebnisse jahrzehntelanger Bemühungen um die berufliche Gleichstellung der Frauen sind ernüchternd. Es sind deshalb weitere gesetzgeberische Maßnahmen auf den Gebieten der Betreuungsangebote, des Steuer- und Rentenrechts erforderlich."
Der Kongress befasst sich noch in den nächsten beiden Tagen u.a.
mit den Möglichkeiten moderner Reproduktionsmedizin und der Sicherung der
reproduktiven Freiheit und Gesundheit von Frauen. Die Bedeutung reproduktiver
Rechte für die Geschlechtergerechtigkeit wird dabei in den Mittelpunkt der
Debatte gestellt. Daneben bietet die Veranstaltung zahlreiche Workshops. Bei
der Mitgliederversammlung am Samstag, 23.9.2017 stehen Präsidium und
Bundesvorstand zur Wahl. Am Samstagabend verleiht der djb den von Dr. Melitta
Büchner-Schöpf gestifteten Marie-Elisabeth-Lüders-Wissenschaftspreis an Dr.
Frederike Misselwitz.
Quelle: Pressemitteilung des djb vom 22.9.2017