Kinderrechte, Express-Scheidungen, Umgangsrecht, Pflegeeltern
Die FamRZ verfolgt für Sie die Berichterstattung in den Medien zu aktuellen familienrechtlichen Themen. Einmal monatlich veröffentlichen wir auf famrz.de einen Überblick über die interessantesten Artikel – zum Weiterlesen, Diskutieren oder Wundern.
Kinderrechte (ins Grundgesetz)
Übersicht über Medienberichte
Im November jährte sich der Beschluss der UN-Kinderrechtskonvention durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen zum 30. Mal. Aus diesem Anlass überreichten Kinder und Jugendliche dem Bundesfamilienministerium den „Zweiten Kinderrechtereport“. Nur kurz zuvor wurde bekannt, dass der Gesetzentwurf zur Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz noch in diesem Jahr vorgelegt werden soll. Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe hat dazu ihre Arbeiten abgeschlossen. Viele Anlässe also für die Presse, um sich dem Thema Kinderrechte anzunehmen.
Wolfgang Janisch schreibt in der SZ: Die Kinderrechte ins Grundgesetz zu schreiben, ist nicht genug. Allein juristisch betrachtet, könne man auf einen neuen Absatz in der Verfassung getrost verzichten. Viel wichtiger wäre es, mehr Geld in Jugendämter und Schulen zu investieren. Gudula Keuther sieht das im Deutschlandfunk ähnlich. Wenn man Änderungen beim Sorgerecht oder bei der Kita-Wahl wolle, könne man auch normale Gesetze ändern. Das Grundgesetz tauge nicht für solche Richtungsentscheidungen. Während die einen also gegen die Änderung sind, weil sie kaum etwas bewirken werde, sind die anderen dagegen, weil sie zu viel bewirken werde: Reinhard Müller glaubt in der FAZ, in der Verfassungsänderung eine "kräftige Prise DDR" zu wittern. Unter dem Banner des Kindeswohls wolle der Staat wohl zum Miterzieher der Kinder werden.
Eine Bestandsaufnahme zu Kinderrechten führt ein Artikel der Deutschen Welle durch. Er liefert u.a. Beispiele dafür, wie es aussieht, wenn Kinder ihre Rechte aktiv wahrnehmen, z.B. in der Schule; wenn sie gefragt werden, mitentscheiden, oder sich selbst Regeln setzen. Der Deutschlandfunk führt ein Interview mit Medienethikerin Jessica Heesen zum Thema Datenschutz in der Schule und im Kinderzimmer. Heesen sagt u.a.: "Die Kinderrechte auf Privatsphäre bestehen genauso gut wie die Erwachsenenrechte auf Privatsphäre. Nur häufig haben wir das nicht so richtig im Blick."
Standesbeamte scheitern mit Vorstoß für Express-Scheidungen
Spiegel Online | mmq/dpa
Standesbeamte wollten Scheidungen vereinfachen - scheiterten aber. "In den Bundesministerien der Justiz und des Inneren in Berlin hieß es, dass es kein politisches Interesse gibt", teilte der Bundesverband der Deutschen Standesbeamten (BDS) mit. Mitverantwortlich für ihr Scheitern halten die Standesbeamten den Einfluss der Rechtsanwalts-Lobby. Zum Thema führte der Spiegel auch ein Interview mit Karl Krömer (Achtung, Paywall!), der Vorsitzender des Fachausschusses des BDS ist.
"Das Wohl der Kinder hängt nicht vom Betreuungsmodell ab"
Zeit Online | Stefan Rücker im Gespräch mit Parvin Sadigh
Der Psychologe Stefan Rücker hat im Auftrag des Familienministeriums die Studie "Kindeswohl und Umgangsrecht" erstellt. Sie hat erforscht, in welcher Konstellation Kinder nach einer Trennung der Eltern am besten klarkommen. Die Studie ist noch nicht veröffentlicht. Im Interview mit der Zeit erklärt Rücker, warum Eltern keine rechtlichen Änderungen, dafür mehr Beratung brauchen.
„Die Kinder haben den Abschied immer dabei“
Frankfurter Allgemeine | Anke Schipp
Die FAZ interviewt Vera Pein, die seit drei Jahrzehnten Pflegekinder in ihre Obhut nimmt. Viele von ihnen haben Schlimmes erlebt – und wissen zugleich nicht, wie lange sie bei der Mutter auf Zeit bleiben dürfen. Pein erzählt, wie sie es trotzdem schafft, den Schützlingen ein Urvertrauen zurückzugeben.