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Kinder und Jugendliche wollen gehört und beteiligt werden

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Studie „Children's Worlds+“ zeigt Situation Minderjähriger

Viele Kinder und Jugendliche fühlen sich insbesondere in der Schule und von der Politik nicht ernst genommen und beklagen, dass ihnen zu wenig zugehört wird. Dies zeigt die repräsentative Studie „Children's Worlds+“, die Prof. Sabine Andresen (Universität Frankfurt) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt hat.

 

Kinder kennen ihre Rechte nicht

Besonders besorgt sind Kinder wegen Ausgrenzungs- und Gewalterfahrungen an Schulen. So beklagen viele Kinder an ihrer Schule im vergangenen Monat gehänselt, absichtlich gehauen oder ausgegrenzt worden zu sein. Je nach Schultyp unterscheiden sich die Erfahrungen: mindestens zwei der genannten Übergriffsformen erlebt zu haben, gaben

  • in Gesamt- und Sekundarschulen 39 Prozent
  • an Haupt- und Realschulen 35 Prozent
  • an Gymnasien 29 Prozent

der Befragten an.

Viele Jugendliche beklagen zudem, dass in den weiterführenden Schulen zu wenig Vertrauenspersonen für sie zur Verfügung stehen. Je älter die Kinder werden, desto weniger haben sie das Gefühl, dass ihre Lehrer ihnen zuhören und sie ernst nehmen: Bei den Achtjährigen stimmen dieser Aussage noch 79 Prozent sehr bzw. voll zu, bei den Vierzehnjährigen nur noch 57 Prozent. Ihren Eltern und Freunden stellen die Jugendlichen ein gutes Zeugnis aus – sie hören ihnen in den allermeisten Fällen zu, nehmen sie ernst und sind bei Problemen für sie da. Sie erkennen aber sehr wohl, dass die Eltern dabei häufig einen Spagat zwischen Erwerbs- und Familienzeit machen.

Die Studie zeigt aber auch, dass viele Kinder ihre Rechte nicht oder nicht richtig kennen. An Gymnasien gaben 47 Prozent der Jugendlichen an, kein oder nur unsicheres Wissen über ihre Rechte zu haben, an Grundschulen sind es sogar 63 Prozent der Kinder. Sabine Andresen sieht hier dringenden Handlungsbedarf seitens der Politik. Im 30. Jahr der UN-Kinderrechtskonvention sei ein solches Ergebnis ernüchternd.

 

Kinder mit materiellen Sorgen machen häufiger Gewalterfahrungen

Insgesamt beschreiben die Kinder und Jugendlichen, die an der Studie teilnahmen, materiell gut versorgt zu sein. Sie geben zudem differenziert darüber Auskunft, was sie zum Leben brauchen und unterscheiden zwischen Grundbedürfnissen und Luxusgütern. So ist laut "Children's Worlds +" der Besitz eines Handys heute für ältere Kinder selbstverständlich. Bei den Achtjährigen besitzen knapp 60 Prozent kein Handy. Die Hälfte davon gibt aber auch an, kein Handy zu wollen oder zu brauchen.

Trotz der grundsätzlich guten Ausstattung machen sich rund 52 Prozent der Heranwachsenden Sorgen um die finanzielle Situation ihrer Familie – 16,3 Prozent davon immer bzw. oft und 35,5 Prozent manchmal. Diese Kinder werden häufiger gehänselt, ausgegrenzt und absichtlich gehauen als Gleichaltrige ohne finanzielle Sorgen. Sie fühlen sich zu Hause, in der Schule und Nachbarschaft häufiger nicht sicher. Sie besitzen außerdem weniger Güter, die in Deutschland zu einer normalen Kindheit dazu gehören und haben weniger Möglichkeiten, Dinge mit ihren Freunden zu unternehmen, die Geld kosten.

 

Volltext: Children's Worlds+ - Eine Studie zu Bedarfen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, 1. Aufl. 2019, 66 Seiten (PDF)

Quelle: Pressemitteilung der Bertelsmann Stiftung vom 3.7.2019

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