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Ganztagsschulen schneiden besser ab als Halbtagsschulen

- Pressemitteilungen

Umfrage der Bertelsmann Stiftung untersucht Eltern-Sicht

Wenn Kinder an einer Ganztagsschule lernen, bewerten ihre Eltern die Schule insgesamt häufiger positiv als Eltern von Halbtagsschülern. Das zeigt eine repräsentative Studie von Infratest dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Deutschlandweit wurden dafür im Schuljahr 2014/15 4.321 Eltern schulpflichtiger Kinder im Alter von sechs bis 16 Jahren befragt. Am besten schneidet bei der individuellen Förderung der Schüler die Ganztagsschule mit Teilnahmepflicht – der sogenannte gebundene Ganztag – ab.

Einzelne Aspekte des Ganztags-Schulalltags positiver bewertet

Die Auswertung der Umfrage zeigt, dass Eltern mit den Lehrkräften ihrer Kinder insgesamt sehr zufrieden sind: 84 Prozent loben die fachliche Kompetenz der Lehrer an Ganztags- und Halbtagsschulen. Einzelne Aspekte des Schulalltags bewerten Eltern von Ganztagsschülern jedoch häufiger positiv als Eltern, deren Kinder halbtags lernen:

  • 66 % der Eltern von Schülern an Ganztagsschulen bewerten die Angebote zur individuellen Förderung positiv, bei Eltern von Halbtagsschülern sind es 54 %.
  • 63 % der Eltern von Kindern an Ganztagsschulen sind der Ansicht, dass die Lehrer mit unterschiedlichen sprachlichen Voraussetzungen der Schüler umgehen können. Über Halbtagsschulen sagen das nur rund die Hälfte (49 %) der betroffenen Eltern.
  • Die Möglichkeiten ihres Kindes, in seinem eigenen Tempo zu lernen, bewerten 66 % der Ganztagseltern positiv, bei den Eltern von Halbtagsschülern sind es 55 %.
  • Die technisch-räumliche Ausstattung bewerten 80 % der Eltern von Ganztagsschülern positiv im Vergleich zu 72 % der Eltern von Kindern an Halbtagsschulen.
  • Sehr gut oder gut bewerten rund drei Viertel (77 %) der Eltern von Ganztagsschülern den sozialen Zusammenhalt in der Klasse ihrer Kinder, bei den Eltern von Halbtags-schülern sind es 71 %.

Gebundener Ganztag vs. offener Ganztag

Es gibt zwei Formen von Ganztagsschulen in Deutschland: Beim offenen Ganztag nehmen einzelne Kinder freiwillig am Nachmittagsprogramm teil. In der gebundenen Form lernen alle Kinder eines Klassenverbands gemeinsam über den ganzen Tag. Diese gebundene Form bewerten Eltern insbesondere in folgenden Punkten besser: Die individuellen Förderangebote beurteilen 70 % der Eltern von Kindern im gebundenen Ganztag positiv. Im offenen Ganztag sind es 63 %. Entsprechend sind im gebundenen Ganztag mehr Eltern (58 %) mit der gezielten Förderung ihrer Kinder zufrieden als bei offenen Angeboten (51 %).

Hingegen schneiden offene Ganztagsschulen bei diesen Aspekten besser als die gebundene Form ab: Im offenen Ganztag finden die Eltern das Essensangebot gesünder und ausgewogener (60 % im Vergleich zu 53 % der Eltern mit Kindern im gebundenen Ganztag). Die Betreuungsangebote in den Schulferien schätzen 54 % der Eltern von Schülern im offenen Ganztag, im gebundenen Ganztag sind es nur 32 %.

Rechtsanspruch auf Ganztag einführen?

Die Eltern sind aber nicht mit allen Aspekten der Ganztagsschulen zufrieden. Die drei am häufigsten genannten Wünsche sind

  • noch mehr Angebote zur individuellen Förderung (49 %)
  • eine Verbesserung der Personalausstattung (47 %)
  • ein besserer Informationsfluss zwischen Schule und Eltern (46 %).

30 Prozent der Eltern von Halbtagsschülern sagen der Umfrage zufolge dennoch, dass sie ihr Kind auf eine Ganztagsschule schicken würden, wenn sie noch einmal entscheiden könnten. Das Angebot reicht laut Studie jedoch nicht aus: 32 Prozent der Eltern von Kindern an Halbtagsschulen geben an, dass es in ihrer Nähe keine Ganztagsschule gibt. „Wir brauchen mehr Ganztagsplätze“, folgert daraus Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Den Ausbau könne man seiner Meinung nach mit einem Rechtsanspruch auf Ganztag vorantreiben.


Quelle: Pressemitteilung der Bertelsmann Stiftung vom 19.09.2016

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