UNFPA warnt mit neuem Bericht vor Ungleichheiten
Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (United Nations Population Fund, kurz: UNFPA) hat mit „Interwoven Lives, Threads of Hope: Ending inequalities in sexual and reproductive health and rights“ seinen diesjährigen Bericht zum Stand der Weltbevölkerung veröffentlicht. Dieser stellt fest, dass es zwar in den letzten 30 Jahren weitreichende weltweite Fortschritte im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und der damit verbundenen Rechte gab. Millionen von Frauen und Mädchen haben davon aber wegen ihrer Abstammung oder Herkunft nicht profitiert.
In wichtigen Bereichen verlangsame sich zudem der Fortschritt bzw. sei es zu einem Stillstand gekommen: 800 Frauen würden jeden Tag bei der Geburt sterben, unverändert seit 2016; ein Viertel der Frauen könne nicht Nein zum Sex mit ihrem Partner sagen und fast jede zehnte Frau könne nicht selbst über Verhütung entscheiden. In 40 Prozent der Länder, für die Daten vorliegen, nehme die körperliche Autonomie von Frauen ab.
Ungleicher Zugang zur sexuellen und reproduktiven Gesundheitsversorgung
Verbesserungen beim Zugang zur Gesundheitsversorgung kamen in erster Linie wohlhabenderen Frauen zugute sowie solchen Frauen, die ethnischen Gruppen angehören, die bereits einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung hatten, heißt es im Bericht. Frauen und Mädchen mit Behinderungen, Migranten und Flüchtlinge, ethnische Minderheiten, LGBTQIA+-Personen, HIV-Infizierte und Menschen aus benachteiligten Kasten seien allesamt größeren Risiken im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit ausgesetzt und hätten auch ungleichen Zugang zur sexuellen und reproduktiven Gesundheitsversorgung. Ihre Anfälligkeit werde durch Klimawandel, humanitäre Krisen und Massenmigration, die sich oft unverhältnismäßig stark auf Frauen am Rande der Gesellschaft auswirken, noch verstärkt.
Der Bericht zeigt auf, dass
- die Wahrscheinlichkeit, dass eine afrikanische Frau bei Schwangerschaft und Geburt an Komplikationen stirbt, etwa 130 Mal höher ist als bei einer Frau in Europa und Nordamerika.
- mehr als die Hälfte aller vermeidbaren Todesfälle bei Müttern sich Schätzungen zufolge in Ländern mit humanitären Krisen und Konflikten ereignen - das sind fast 500 Todesfälle pro Tag.
- Frauen afrikanischer Abstammung in ganz Amerika ein höheres Risiko haben, bei der Geburt eines Kindes zu sterben, als weiße Frauen. In den Vereinigten Staaten ist die Rate dreimal so hoch wie der nationale Durchschnitt.
- Frauen aus indigenen ethnischen Gruppen häufiger an Ursachen sterben, die mit Schwangerschaft und Geburt zusammenhängen.
- Frauen mit Behinderungen bis zu zehnmal häufiger von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind als Gleichaltrige ohne Behinderungen.
- Menschen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung und Geschlechtsausprägung mit weit verbreiteter Gewalt und hohen Hürden bei der Versorgung konfrontiert sind.
Über den Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen
Der UNFPA ist der weltweit größte Fonds zur Finanzierung von Bevölkerungsprogrammen. Die Programmschwerpunkte liegen heute in den Bereichen:
- sexuelle und reproduktive Gesundheit,
- Familienplanung,
- Bildung,
- Gleichberechtigung der Geschlechter,
- Schutz vor Gewalt gegen Frauen und Kinder.
Zur Beurteilung der bevölkerungspolitischen Lage werden seit 1969 jährliche Berichte zum Stand der Weltbevölkerung veröffentlicht. Diese beleuchten neu aufkommende Themen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und der damit verbundenen Rechte, um sie in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken und die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen für die internationale Entwicklung zu untersuchen. Der diesjährige Bericht enthält Beiträge verschiedener Partner:
- des Büros der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten,
- des UN-Menschenrechtsbüros,
- der Bevölkerungsabteilung der Abteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten
und anderer mehr.
Den vollständigen UNFPA-Bericht „Interwoven Lives, Threads of Hope: Ending inequalities in sexual and reproductive health and rights“ können Sie hier einsehen: www.unfpa.org/swp2024
Quelle: Pressemitteilung der UNFPA vom 16.4.2024