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Ergebnisse der Shell Jugendstudie 2024

- Pressemitteilungen

Jugend ist sehr besorgt, aber pragmatisch und optimistisch

Junge Menschen sind sehr besorgt, aber pragmatisch und optimistisch zukunftsgewandt. Das ist das zusammengefasste Ergebnis der Shell Jugendstudie 2024, die am 15.10.2024 in Berlin vorgestellt wurde. Interessante Einzelergebnisse der Shell Jugendstudie 2024 sind:

  • 50 % der jungen Menschen bezeichnen sich aktuell als politisch interessiert. Noch 2002 sagten dies nur 34 %.
  • Im Durchschnitt stufen sich Jugendliche mit einem Mittelwert von 5.3 auf einer Skala von 1-11 (1 = Links bis 11 = Rechts. Skalenmittelpunkt = 6) als leicht links ein. Damit ist die Selbstpositionierung insgesamt stabil (2019: 5.1).
  • Seit 2019 ist vor allem der Anteil männlicher Jugendlicher, die sich als eher rechts bezeichnen, angestiegen, jeder vierte ordnet sich als eher rechts oder rechts ein, 2019 weniger als jeder fünfte. Bei den weiblichen Jugendlichen bezeichnen sich 11 % als eher rechts oder rechts. Hier ist kein Anstieg zu verzeichnen.
  • Junge Leute zeigen ein grundsätzlich hohes Staatsvertrauen. 75 % sind mit der Demokratie eher oder sogar sehr zufrieden.
  • Während die Demokratiezufriedenheit bei Jugendlichen im Westen mit 77 % stabil ist, geht sie bei den Jugendlichen im Osten derzeit etwas zurück (aktuell 60 %).
  • Generelle Haltung zu Staat und Gesellschaft: 38 % der Jugendlichen bilden den modernisierungsorientierten Mainstream, 15 % gehören zu den Progressiven, 18 % zu den Verunsicherten, 17 % zu den vorrangig Selbstbezogenen und 12 % zu den durchgängig Verdrossenen.
  • Mehr als 80 % der Jugendlichen haben Angst vor einem Krieg in Europa. Ein ebenfalls großer Teil sorgt sich um die wirtschaftliche Lage und eine möglicherweise steigende Armut.
  • Eine Mehrheit der befragten Jugendlichen ist der Meinung, dass Deutschland die Ukraine auch militärisch unterstützen sollte: Hier ist etwa die Hälfte der Jugendlichen dafür, ein Viertel dagegen.
  • Knapp ein Drittel der Jugendlichen findet es gut, dass sich Deutschland im Israel/Gaza-Konflikt eindeutig an die Seite Israels gestellt hat, genauso viele lehnen dies ab. Rund ein Viertel ist unentschieden.
  • Klimawandel und Umweltverschmutzung machen weiterhin einer Mehrheit von zwei Dritteln der Jugendlichen Angst – weniger als bei der letzten Jugendstudie 2019.
  • Jugendliche in Deutschland sind weiterhin ganz überwiegend tolerant gegenüber anderen Lebensformen und sozialen Gruppen. Die abgefragte Toleranz gegenüber verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen bzw. Minderheiten zeigt Toleranzquoten von 80 bis 95 %. Ablehnungswerte liegen unter 20 %; etwa gegenüber syrischen (18 %), türkischen (14 %) oder homosexuellen (14 %) Nachbarn.
  • Nur noch die Hälfte der Jugendlichen gehört einer der beiden großen christlichen Kirchen an. Auch im Alltag verliert der Glaube an Bedeutung. Von allen 12- bis 25-Jährigen beten 18 % mindestens einmal in der Woche, 31 % seltener. 49 % beten laut eigener Aussage nie – letzteres sagten im Jahr 2002 nur 29 %.
  • Jeweils sehr deutlich über 90 % der Mädchen und Jungen nennen als wichtigste Lebensziele „Gute Freunde haben, die einen anerkennen und akzeptieren“, „Einen Partner haben, dem man vertrauen kann“ oder „Ein gutes Familienleben führen“. Daran hat sich in den letzten 30 Jahren nichts geändert.
  • Mehr als 40 % lehnen Gendern ab, gut 20 % sind dafür, mehr als jeder Dritte sagt: „Ist mir egal“. Junge Frauen vertreten häufiger postmaterialistische Werte als junge Männer, etwa bei Feminismus oder Gendern. Ein großer Teil, männlich wie auch weiblich, hält die sogenannten woken Themen nicht für dringlich.
  • 7 % der jungen Männer und 18 % der Frauen beschreiben sich als nicht ausschließlich heterosexuell, verorten sich aber nur jeweils zu 1 % als ausschließlich homosexuell. Entsprechend groß ist der Anteil derer, die sich zwischen den beiden Polen einordnen: Sexuelle Orientierung scheint – besonders bei jungen Frauen – zunehmend als Kontinuum verstanden zu werden.
  • Junge Männer wünschen sich zunehmend, in Teilzeit arbeiten zu können, wenn sie Kinder haben: Eine 30-Stunden-Woche eines Vaters finden viele attraktiver als eine Vollzeitstelle – darin sind sich junge Männer (42 %) und Frauen (41 %) einig.
  • Auch wenn Jugendliche viel Zeit digital verbringen, trauen sie den Online-Kanälen nicht durchweg. Junge Menschen halten Informationen in den klassischen Medien wie ARD- oder ZDF-Fernsehnachrichten (83 %) und überregionale Zeitungen (80 %) überwiegend für (sehr) vertrauenswürdig. Deutlich geringer fällt das Vertrauen in Online-Informationskanäle aus, die allerdings durchaus zugelegt haben.
  • Ein knappes Drittel fühlt sich beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) überfordert. 90 % der Jugendlichen finden es (sehr) wichtig, dass der Umgang mit digitalen Medien und das Erkennen von Fakenews in der Schule verpflichtend unterrichtet wird. 60 % wünschen sich, dass der Umgang mit KI in der Schule unterrichtet wird.
  • Soziale Herkunft entscheidet nach wie vor über Bildungsgänge: Nur 27 % der Jugendlichen, deren Eltern (höchstens) einen einfachen Schulabschluss haben, erreichen oder streben das Abitur an. Hat mindestens ein Elternteil Abitur, sind es 80 %. 
  • Trotz hoher Zuversicht, einen Arbeitsplatz zu finden, dominiert das Bedürfnis nach Sicherheit: Für 91% der Jugendlichen ist ein sicherer Arbeitsplatz (sehr) wichtig.
  • Im Vergleich zu 2019 haben bei Jugendlichen vor allem ein hohes Einkommen (83 % zu 76 %) und gute Aufstiegsmöglichkeiten (80 % zu 74 %) an Bedeutung gewonnen; genügend Freizeit leicht (85 % zu 82 %) an Bedeutung verloren.

Die Zusammenfassung der Studie ist auf der Website von Shell abrufbar.

 

Shell Jugendstudie seit 1953

Die Shell Jugendstudie, die in diesem Jahr bereits zum 19. Mal erschien, widmet sich den Lebenswelten von 12- bis 25-Jährigen – angefangen von Familie und Freizeit über Bildungswelten und Berufswünschen bis hin zu Werten und politischen Einstellungen. Erstmals dabei auch Abschnitte etwa zu sexuellen Identitäten und zur Frage des Genderns.

Befragt wurden 2.509 junge Menschen der Jahrgänge 1998 bis 2012; Geschlechter, Jahrgänge, Migrationshintergründe, soziale Herkunft, Bildungsstand und weiteres wurden repräsentativ berücksichtigt. Die Studie wurde erstellt vom Autorenteam um Prof. Dr. Mathias Albert (Universität Bielefeld), Prof. Dr. Gudrun Quenzel (Universität PH Vorarlberg), Prof. Dr. Frederick de Moll (Universität Bielefeld) und dem demoskopischen Institut Verian.

 

Quelle: Pressemitteilung von Shell vom 15.10.2024

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