Mitteilung des Statistischen Bundesamts vom 5.5.2021
Im Jahr 2019 haben die Träger der Kinder- und Jugendhilfe rund 109.200 Eingliederungshilfen für Kinder und Jugendliche mit einer seelischen Behinderung gewährt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, waren das 156 % mehr als noch zehn Jahre zuvor. Damals lag die Zahl der Eingliederungshilfen bei rund 42.600.
Häufige Gründe sind psychische Belastungen und Entwicklungsauffälligkeiten
Eingliederungshilfen sollen Kindern und Jugendlichen, die von einer seelischen Behinderung betroffen oder bedroht sind, die Teilhabe am sozialen Leben erleichtern. Das kann beispielsweise in Form von Beratungs- und Therapieangeboten geschehen, aber auch mittels Schulbegleitungen und Integrationsassistenz. Letztere haben im Schulalltag an Bedeutung gewonnen – dies dürfte eine Ursache für den Anstieg der gewährten Hilfen sein. Die erhobenen Daten ermöglichen wegen des erfassten Zeitraums keine Aussagen über kurzfristige Corona-Effekte.
Die Eingliederungshilfen wurden aus einer Vielzahl von Gründen eingeleitet; im Jahr 2019 waren dies
- seelische Probleme oder Entwicklungsauffälligkeiten (41 %), z.B. Ängste, suizidale Tendenzen oder Entwicklungsverzögerungen,
- schulische oder berufliche Probleme (30 %), z.B. ADHS, Hyperaktivität oder Schulschwänzen,
- Auffälligkeiten im Sozialverhalten (16 %), z.B. Isolation, Drogenkonsum oder aggressives Verhalten.
Fast drei Viertel der Betroffenen sind Jungen
Fast die Hälfte (48 %) der Hilfen wurde von Kindern zwischen 9 und 13 Jahren in Anspruch genommen, also in der Phase rund um den Übergang zu einer weiterführenden Schule. Fast drei von vier Betroffenen sind Jungen (73 %), der Anteil ist binnen zehn Jahren leicht gestiegen (2009: 70 %). Im Schnitt dauerte eine Eingliederungshilfe knapp zwei Jahre (23 Monate).
99 800 Schülerinnen und Schüler mit emotionalem und sozialem Förderbedarf
Die wachsende Zahl von Kindern und Jugendlichen mit emotionalem und sozialem Förderbedarf und die Zunahme von Integrationshilfen in diesem Zusammenhang macht sich auch an den allgemeinbildenden Schulen in Deutschland bemerkbar. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die in ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung gefördert wurden, um 71,9 % gewachsen: Im Schuljahr 2019/20 betraf dies 99.800 Kinder und Jugendliche; davon wurde mehr als die Hälfte (57.100) inklusiv an regulären Schulen unterrichtet, die übrigen an Förderschulen. Der Förderbedarf im emotionalen und sozialen Bereich nahm damit in den vergangenen zehn Jahren überproportional deutlich zu.
Über alle Schularten hinweg stieg die Zahl der speziell geförderten Schülerinnen und Schüler um 19,2 % auf 557.100 im Schuljahr 2019/2020. Darunter sind beispielsweise Kinder und Jugendliche, die wegen emotionaler und sozialer, körperlicher oder geistiger Entwicklungsverzögerungen gefördert werden, sowie jene, die lern-, sprach-, hör- oder sehbehindert sind.
Zahl der Integrationsschülerinnen und -schüler stark gestiegen
Dabei gibt es nicht nur mehr Angebote für Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf, ihnen wird immer häufiger ermöglicht, an regulären Schulen unterrichtet zu werden. Binnen zehn Jahren hat sich die Zahl der Integrationsschülerinnen und -schüler fast verdreifacht (+171,3 %) auf 243.200 im Schuljahr 2019/2020. Im selben Zeitraum ging die Zahl der Förderschülerinnen und -schüler um 16,9 % auf 313 900 zurück.
Quelle: Pressemitteilung Nr. N 027 vom 4.5.2021 des Statistischen Bundesamts