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Kindeswohlgefährdungen 2019: Jugendämter melden 10 % mehr Fälle

Mitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 27.8.2020

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, haben die Jugendämter in Deutschland im Jahr 2019 bei rund 55.500 Kindern und Jugendlichen eine Kindeswohlgefährdung festgestellt. Damit ist die Zahl der Kindeswohlgefährdungen im Vergleich zum Vorjahr erneut um 10 % (rund 5.100 Fälle) auf einen neuen Höchststand angestiegen. Bundesweit hatten die Jugendämter 2019 über 173.000 Verdachtsfälle im Rahmen einer Gefährdungseinschätzung geprüft, das waren rund 15.800 mehr als im Vorjahr.

 

Starker Anstieg der Kindeswohlgefährdungen durch sexuelle Gewalt

Die meisten der rund 55.500 Kinder mit einer Kindeswohlgefährdung – von denen jedes zweite jünger als acht Jahre war – wiesen Anzeichen von Vernachlässigung auf (58 %). Bei rund 32 % aller Fälle wurden Hinweise auf psychische Misshandlungen gefunden. In weiteren 27 % der Fälle gab es Indizien für körperliche Misshandlungen und bei 5 % Anzeichen für sexuelle Gewalt.

Bei Kindeswohlgefährdungen durch sexuelle Gewalt (rund 3.000 Fälle) war dabei prozentual ein besonders starker Anstieg zu beobachten. Im Vergleich zum Vorjahr nahmen diese um 22 % zu, der Trend aus dem Jahr 2018 setzt sich damit fort. Dabei waren zu zwei Dritteln Mädchen betroffen, doch registrierten die Jugendämter 2019 auch mehr betroffene Jungen. Bei ihnen betrug der Anstieg gegenüber dem Vorjahr sogar   30 % (+ 238 Fälle).

 

Erstmals mehr akute als latente Kindeswohlgefährdungen

Rund 28.000 Fälle der Kindeswohlgefährdungen im Jahr 2019 wurden von den Jugendämtern als akut eingestuft, das entspricht 12 % mehr als noch im Jahr 2018. Bei gut 27.500 weiteren Fällen handelte es sich um latente Kindeswohlgefährdungen, bei denen es zwar ernstzunehmende Hinweise auf eine Gefährdung gab, der Verdacht aber nicht endgültig bestätigt werden konnte. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Anstieg der latenten Gefährdungen um 8 %. Damit hat erstmals seit Einführung der Statistik im Jahr 2012 die Zahl der akuten die der latenten Kindeswohlgefährdungen überschritten.

Nur 4 % aller gefährdeten Kinder suchten selbst Hilfe beim Jugendamt, am häufigsten kam ein Hinweis von Polizei, Gericht und Staatsanwaltschaft (22 %), Schulen und Kitas (17 %) oder aus dem privaten Umfeld beziehungsweise anonym (15 %).

 

Quelle: Pressemitteilung Nr. 328 des Statistischen Bundesamts v. 27.8.2020

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