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Inobhutnahmen im Jahr 2022 wieder stark gestiegen

Mitteilung des Statistischen Bundesamts vom 26.6.2023

Nachdem die Zahl der Inobhutnahmen bereits im Jahr 2021 leicht gestiegen war, hat sich die Entwicklung 2022 deutlich verstärkt: Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, nahmen die Jugendämter in Deutschland im Jahr 2022 über 66.400 Kinder und Jugendliche zu ihrem Schutz vorübergehend in Obhut. Das waren im Vergleich zum Vorjahr rund 18.900 Fälle oder 40 % mehr.

 

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Kindeswohlgefährdung, Selbstmeldungen

Ein Anstieg der Fallzahlen war vor allem bei den Inobhutnahmen unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge zu verzeichnen (Zunahme um 17.300 Fälle, +153 %): Im Jahr 2022 kam es zu insgesamt 28.600 Inobhutnahmen nach unbegleiteter Einreise. Davon waren 19.100 vorläufige und 9.500 reguläre Inobhutnahmen. Nach einem Rückgang in den Corona-Jahren 2020 und 2021 nahmen 2022 auch erstmals wieder die Inobhutnahmen wegen dringender Kindeswohlgefährdung zu – und zwar um 1.300 Fälle oder 5 %. Außerdem wandten sich 2022 wieder mehr Kinder und Jugendliche selbst mit der Bitte um eine Inobhutnahme an das Jugendamt (+300 Fälle bzw. +4 %). Insgesamt haben die Jugendämter damit 2022 die meisten Inobhutnahmen - nämlich rund 29.800 Fälle - wegen dringender Kindeswohlgefährdungen durchgeführt. In 8.000 Fällen hatten die betroffenen Minderjährigen selbst um Inobhutnahme gebeten.

Bei insgesamt 10 der 13 möglichen Anlässe für eine Inobhutnahme sind die Fallzahlen 2022 gestiegen. Die folgenden Anlässe für eine Inobhutnahme wurden 2022 am häufigsten genannt:

  • Unbegleitete Einreise Minderjähriger (43 %)
  • Überforderung (26 %)
  • Anzeichen für Vernachlässigungen (11 %)
  • Anzeichen für körperliche Misshandlungen (10 %).

Abgesehen von der unbegleiteten Einreise waren die stärksten Anstiege bei Anzeichen für Vernachlässigungen (+928 Nennungen, +14 %), körperlichen Misshandlungen (+592 Nennungen, +10 %) und Delinquenz oder Straftaten der Minderjährigen (+517 Nennungen, +17 %) zu verzeichnen.

 

Fast jede zweite Inobhutnahme nach spätestens zwei Wochen beendet

Die meisten betroffenen Jungen oder Mädchen wurden vor der Inobhutnahme von beiden Eltern gemeinsam (25 %), einem alleinerziehenden Elternteil (17 %) oder in einem Heim betreut (12 %). Bei etwa einem Fünftel (21 %) war der vorherige Aufenthalt unbekannt, das trifft insbesondere auf unbegleitet Eingereiste zu. Fast jede zweite Inobhutnahme (48 %) konnte nach spätestens zwei Wochen, jede dritte (33 %) nach einer Woche beendet werden. Dennoch: Gut jede zehnte Inobhutnahme dauerte mit drei Monaten oder mehr vergleichsweise lang (11 %).

Nach Beendigung der Maßnahme kehrte über ein Drittel der Kinder und Jugendlichen (37 %) an den bisherigen Lebensmittelpunkt - zu den Sorgeberechtigten, in die Pflegefamilie oder das Heim - zurück. Gut ein weiteres Drittel (36 %) bekam ein neues Zuhause in einer Pflegefamilie, einem Heim oder einer betreuten Wohnform.

 

Quelle: Pressemitteilung Nr. 246 des Statistischen Bundesamts v. 26.6.2023

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